Die Planung von Segeltörns ist aktuell aufgrund der COVID-Pandemie und den daraus resultierenden Reisebeschränkungen kompliziert und deshalb nur kurzfristig möglich. Norwegen stand schon 2020 ganz oben auf der Liste der Reiseziele, aber leider war die Einreise im Sommer nicht gestattet. In 2021 lief es glücklicherweise besser! Vier Tage vor Urlaubsbeginn öffnete Norwegen seine Grenzen, und gleichzeitig lag über der Nordsee ein Hochdruckgebiet, welches leichte Winde und schönes Wetter versprach. Wir nutzten unsere Chance und starteten unseren Urlaub mit einem langen Schlag von Workum (NL) bis nach Mandal in Norwegen. Die Tour war sehr entspannt, und nach über 300 Seemeilen und knapp 50 Stunden auf See begrüßte uns vor der norwegischen Küste morgens eine Gruppe von Delfinen, die die windhexe fast zwei Stunden begleiteten.
In Mandal waren wir schnell bekannt als „The German Boat“, denn neben einer niederländischen Crew, die ein paar Stunden nach uns mit ihrem Boot in Mandal eingelaufen ist, gab es weit und breit nur Schiffe mit norwegischer Flagge. Und Mandal ist ein schöner Platz für einen Hafentag! Während sich in Deutschland das Wetter dramatisch verschlechterte, die Ahr über die Ufer trat und verheerende Schäden verursachte, bot sich uns ein stabiles Hochdruckgebiet mit fast karibischen Verhältnissen. So entstand schnell der Plan, in kleinen Schlägen die Schären entlang der Küste zu erkunden in Richtung Oslo-Fjord. Die erste Station war Christiansand, wo wir im Gegensatz zum beschaulichen Mandal großen Kreuzfahrtschiffen mit den damit verbundenen Touristenschwärmen begegnet sind. Aber trotzdem ergab sich wieder die Gelegenheit zu einem Hafentag und einem Gang durch die felsigen Schären. Auch am nächsten Tag in Lillesand war es ziemlich voll, wir haben im Päckchen einen der letzten Plätze im Hafen ergattert. Im Cockpit musste das Sonnensegel aufgespannt werden, die Temperaturen näherten sich bei strahlend blauem Himmel den 30 Grad. Durch die Hitze war sogar der Bezahlautomat für die Hafengebühr ausgefallen, die freundliche Hafenmeisterin musste helfen. Am nächsten Abend fiel unser Anker in einer kleinen Ankerbucht bei Dalskilen. Nach unserer Ankunft füllte sich die Bucht rasch und es war genügend Zeit, zu schwimmen und mit dem Stand Up Paddle und dem Schlauchboot die Umgebung zu erkunden. Den Abend verbrachten wir dann auf dem neben uns ankernden norwegischen Schiff bei Tore, der uns zu mehreren Gläsern Whisky einlud. Von Tore erhielten wir dann auch den Tipp für unser nächstes Segelziel, nämlich Jomfruland.
Im Gegensatz zu den allermeisten Schären besteht die lange und schmale Insel Jomfruland nicht aus massivem Fels, sondern aus Sand, Steinen und Kies. Sie ist Teil einer eiszeitlichen Moräne, die sich von der Ostsee durch ganz Schweden und weiter entlang der norwegischen Küste erstreckt. Der sandige Grund vor dem Hafen bietet deshalb einen guten Ankergrund! Am nächsten Tag erreichten wir dann mit Krukehavn in der Mündung des Oslofjords den nördlichsten Punkt unserer Reise. Die Ansteuerung von Süden aus war schwierig. Mit unserem Tiefgang von 2,10m mussten wir aufpassen, dass wir dem Granitfelsen nicht zu nahe kamen. Auch im Hafen war das Wasser direkt am Steg zu flach, aber im Päckchen haben wir dann einen passenden Platz weiter außen gefunden. Und in Krukehavn gab es dann ein Déjà-vu: während man in Deutschland die Ladestationen für Elektroautos nach wie vor mit der Lupe suchen muss, gibt es hier (einem kleinen Ort in Norwegen weit außen im Schärengürtel) haufenweise Ladestationen, selbst auf dem einfachsten Schotterparkplatz. Da gibt es bei uns in Deutschland noch jede Menge Nachholbedarf!
Alle norwegischen Segler, mit denen wir über mögliche Reiseziele gesprochen haben, gaben uns eine ähnlich lautende Empfehlung: Oslo ist eine schöne Stadt und einen Besuch wert, aber der Oslo-Fjord ist lang und eher langweilig. Wer nach Oslo will, sollte deshalb lieber von Kiel aus die Fähre nehmen als zwei Tage Urlaub zu verschwenden, um durch den Fjord nach Oslo und wieder zurück zu segeln. Wir folgten dieser Empfehlung, überquerten am nächsten Tag den Oslofjord, ließen Oslo links liegen und landeten nach einem wunderschönen Segeltag durch die Schären in einer einsamen Ankerbucht bei Saltö (siehe Tjärnö) in Schweden. Von dort aus ging es dann weiter nach Bovallstrand, wo es wieder Gelegenheit zum Schwimmen und für das Standup Paddle gab. Abends baten uns dann noch Stegnachbarn um „Hilfe“, die in Richtung Norwegen unterwegs waren und mehr Alkohol an Bord hatten, als zollfrei in Norwegen eingeführt werden darf. Bei der „Vernichtung“ des überschüssigen Alkohols haben wir natürlich sehr gerne unterstützt 🙂
Bei einem Blick auf die Wetterkarte wurde klar, dass dem schönen Hochdruckgebiet, dass uns so schönes Sommerwetter beschert hatte, nun so langsam die Luft ausging. Der Wind würde dann wieder zunehmen und auf Südwest drehen, was natürlich ungünstig ist, wenn der Kurs perspektivisch Richtig Südwest geht. Deshalb beschlossen wir, das Wettersystem zu wechseln und mal wieder einen längeren Schlag über Nacht Richtung Süden einzulegen. Ausgehend von Bovallstrand ging der Törn vorbei an Marstrand und Skagen direkt durch das Kattegat. Den Sonnenuntergang erlebten wir vor der Insel Læsø. Wegen der vorherrschenden Strömung Richtung Nord nutzten wir den Strömungsschatten der Insel und der nachgelagerten Untiefen aus, mussten dabei aber auch wieder auf unseren Tiefgang achten. Nachdem wir auch die Insel Anholt mit ihrem Windpark hinter uns gelassen hatten, liefen wir am nächsten Morgen für einen kurzen Tankstopp in Grenå ein. Der Wind war inzwischen eingeschlafen und der Motor musste helfen. Weiter vorbei an der Insel Samsø ging es in den großen Belt, unser Ziel war Korsør. Und natürlich hatte der Wetterbericht recht. Ungefähr 10 Meilen vor dem Hafen drehte der Wind auf Süd, und es war gegen den Nordstrom und den Südwind mit 6 Beaufort noch ein hartes Stück Arbeit, unter der Brücke über den großen Belt hindurch bis nach Korsør zu fahren.
Da der nördlich setzende Strom im großen Belt sich weiter verstärkte, entschieden wir uns am nächsten Tag für eine Route zwischen Langeland und Fünen hindurch Richtung Süd. Hier war die Strömung schwächer und wir kamen bei leichten südlichen Winden am Nachmittag in Marstal auf der Insel Ærø an. In Marstal scheint die Zeit still zu stehen, es hatte sich fast nichts verändert gegenüber unserem ersten Besuch vor vielen Jahren.
Reise | Datum von | Datum bis | Strecke | sm |
1 | 10.07.21 | 12.07.21 | Workum-Mandal | 333,0 |
2 | 14.07.21 | Mandal-Christiansand | 27,2 | |
3 | 16.07.21 | Christiansand-Lillesand | 21,9 | |
4 | 17.07.21 | Lillesand-Dalskilen | 29,4 | |
5 | 18.07.21 | Dalskilen-Jomfruland | 31,4 | |
6 | 19.07.21 | Jomfruland-Krukehavn | 33,1 | |
7 | 20.07.21 | Krukehavn-Saltö | 29,3 | |
8 | 21.07.21 | Saltö-Bovallstrand | 29,4 | |
9 | 23.07.21 | 24.07.21 | Bovallstrand-Korsør | 202,4 |
10 | 25.07.21 | Korsør-Marstal | 37,7 | |
11 | 26.07.21 | Marstal-Schilksee | 30,0 | |
12 | 30.07.21 | Schilksee-Rendsburg | 24,8 | |
13 | 01.08.21 | Rendsburg-Brunsbüttel | 36,2 | |
14 | 02.08.21 | Brunsbüttel-Cuxhaven | 17,3 | |
15 | 03.08.21 | 04.08.21 | Cuxhaven-Workum | 177,8 |
Summe sm | 1060,9 |