Ostsee 2022


Für unseren jährlichen Sommersegeltörn hatten wir uns in 2022 wieder große Ziele gesetzt: Limfjord, Bornholm, Gotland oder Stockholm waren in der Diskussion. Leider hat uns die Großwetterlage dabei einen deutlichen Strich durch die Rechnung gemacht. Für die Deutsche Bucht und südliche Ostsee wurde für die gesamte Urlaubszeit ein kräftiger, sehr böiger Wind von 15-30 Knoten aus West bis Nordwest vorhergesagt. Insbesondere im Skagerrak und Kattegatt war mit sehr ungemütlichen Bedingungen zu rechnen. Dies versprach zwar einen schnellen Hinweg Richtung Osten, aber auch einen sehr anstrengenden Rückweg Richtung Westen gegen den Wind. Auch die dänische Westküste war bei diesen Wetterbedingungen dann keine gute Idee. Da Urlaub ja auch Entspannung und Erholung bringen soll, entschieden wir uns deshalb, nur auf Sicht zu planen und sich jeweils anbietende Wetterfenster zur Weiterfahrt zu nutzen.

Bei diesen Windbedingungen ist die Einfahrt in den Limfjord von Westen aus keine Option

So startete unser Törn mit einem Klassiker: von Workum über Kornwerderzand hinaus auf die Nordsee und entlang der friesischen Inseln in die Nacht hinein Richtung Osten. Mit der auflaufenden Tide segelten wir dann am nächsten Tag hinein in die Elbe bis nach Brunsbüttel. Und wie schon in früheren Jahren erwischte uns natürlich pünktlich, während wir im Wartebereich in der Elbe vor der Schleuse auf die Schleusenöffnung warteten, als Abschiedsgeschenk der Nordsee ein Gewitter mit Wind und Regen. Hinter der Schleuse in Brunsbüttel war dann wieder schönster Sonnenschein.

Eine Fahrt mit dem Boot durch den Nordostseekanal mit dem Ampelsystem, den großen Schleusen und den beeindruckend großen Frachtern im Kanal ist beim ersten Mal spannend, beim zehnten Mal dagegen sehr langweilig. Um es möglichst schnell hinter uns zu bringen, sind wir am nächsten Morgen in Brunsbüttel früh los und nonstop bis Kiel Holtenau durchgefahren. Glücklicherweise gab es vor der Schleuse dort nur eine kurze Wartezeit, und wir konnten hinter der Schleuse die Genua setzen und bis zum Olympiahafen in Schilksee durchstarten. Schilksee gehört zu unseren Lieblingshäfen, wir haben hier im Rahmen der Kieler Woche und der WM 2014 schon schöne Zeiten gehabt.

Schön, dass die Schwebefähre über den Nordostseekanal in Rendsburg nach der Kollision mit einem Frachter am 8. Januar 2016 nun erneuert und wieder im Einsatz ist.

Für den nächsten Morgen versprach der Wetterbericht zunächst noch mäßigen, im Verlauf des Vormittags dann wieder zunehmenden Wind aus West. Also wieder früh los Richtung kleiner Belt, damit wir die Kieler Bucht überquert hatten und wieder in der Abdeckung der Küste waren, bevor der Wind stärker wurde. Mittags begann dann eine lange Kreuz hinein in die Flensburger Förde, zuerst mit vollen Segeln, später nur unter Genua, und zum Schluss nach einer kurzen, aber sehr heftigen Gewitterbö mit über 30 Knoten Wind und Regen, unter Motor. Abends erreichten wir dann die Sonwik Marina. Tags darauf fielen gefühlt Ostern und Weihnachten auf den gleichen Tag – die windhexe bekam neue Segel 🙂 Eigentlich war die Auslieferung schon vor dem Urlaub geplant, aber aufgrund der aktuellen Probleme in den globalen Lieferketten hatte sich der Versand verzögert und wir haben aus der Not eine Tugend gemacht und die Segel dann direkt bei UKSails in Flensburg abgeholt und montiert (Die windhexe in neuem Gewand). Bei gleichbleibenden durchwachsenen Windbedingungen ging es dann nach zwei Hafentagen in Flensburg weiter nach Sonderborg. Die erste Nacht verbrachten wir im Stadthafen. Da der Liegeplatz sehr unruhig war, verholten wir am nächsten Morgen in den ruhigeren Yachthafen. In Sonderborg waren in der Fussgängerzone und in den Geschäften noch viele Überbleibsel der Tour de France sichtbar, die eine Woche früher am 3. Juli Station gemacht hatte. Auch für eine ausgedehnte Wanderung entlang der Steilküste nach Høruphav blieb noch genug Zeit.

Am nächsten Tag ging der Törn dann weiter in die dänische Südsee. Auf der Suche nach Zielen, die wir auch in der Vergangenheit noch nicht angefahren haben, landeten wir nach einem wunderschönen Segeltag in dem kleinen Hafen der Insel Strynø. Die Atmosphäre war sehr „hyggelig“ und die kleine Insel ist mit dem kostenlosen Hafenfahrrad schnell erkundet. Unser nächstes Ziel war Eckernförde. Zunächst konnten wir den Kurs hoch am Wind noch halten, aber nach einem Winddreher entwickelte sich eine lange Kreuz hinein in die Bucht von Eckernförde. Hier konnten die neuen Segel zum ersten Mal so richtig zeigen, was sie können! Im Stadthafen ergatterten wir den letzten noch verfügbaren Liegeplatz für unsere Bootsgröße und beendeten den Tag mit einem Essen in der Siegfried Werft und frisch zubereiteten Matjesbrötchen.

Nach zwei Wochen mit kräftigem und sehr böigem Westwind zeichnete sich im mittelfristigen Wetterbericht ein Wetterfenster mit nördlichen Winden ab. Das war die Chance, um die Rückreise in Richtung Westen nach Holland zu starten, leider eine Woche früher als eigentlich geplant. Deshalb starteten wir nach drei schönen Hafentagen morgens sehr früh in Eckernförde zurück nach Kiel Holtenau und weiter in den Nordostseekanal bis zum Giselau-Kanal. Hier liegt man über Nacht sehr ruhig und geschützt. Am nächsten Morgen ging es weiter bis nach Brunsbüttel, wo wir auf das Hochwasser am späten Nachmittag warten mussten. Auf der Elbe konnten wir dann auch endlich wieder segeln. In Cuxhaven gab es noch einen kurzen Boxenstopp zum Diesel bunkern, danach ging es direkt weiter mit der ablaufenden Tide die Elbe hinaus in die Nacht. Um die Tide nicht zu verpassen mussten wir die ersten drei Stunden gegen den leichten Nordwestwind anmotoren. Um 23:00h wurden dann die Segel gesetzt und es wurde ein wundeschöner Törn durch die Nacht. Interessant war dabei, dass das Reedegebiet vor der Wesermündung richtig voll war. So viele wartende Frachter hatten wir dort noch nie gesehen. Man musste sich in der Dunkelheit den Weg zwischen den Frachtern richtig suchen. Hier war klar sichtbar, dass die globalen Lieferketten vermutlich durch den Ukrainekrieg durcheinander geraten sind.

Am nächsten Mittag erreichten wir dann den Hafen auf Borkum und verbrachten dort bei sehr heißem Wetter schöne Tage. Sehr zu empfehlen ist das Dünenbudje in den Dünen hinter dem FKK-Strand mit seinen leckeren Matjesbrötchen 😄 Auch für eine Radtour über die Insel blieb genug Zeit. Nachdem wir einige Jahre nicht mehr auf Borkum gewesen sind, war deutlich zusehen, wie sich der Verlauf des Strandes geändert hat. Der Nordstrand ist viel kleiner als früher und die Seehundsandbank bildet bei Nidrigwasser eine kleine “Lagune“. Viel Platz für Strandkörbe ist dort nicht mehr. Dafür hat der Südstrand jetzt mehr Fläche und Strandkörbe. Das nächste segelbare Wetterfenster in Richtung Westen bescherte uns die nächste Nachtschicht. Am 22.07. segelten wir wieder in den Abend hinein und in der Nacht entlang den holländischen Inseln bis nach Vlieland. Für die Tide waren wir leider etwas zu früh und mussten die letzten Seemeilen gegen den Strom mit Motor fahren. Dafür bekamen wir trotz der Hochsaison in Vlieland noch einen guten Liegeplatz im Päckchen neben einer großen Hallberg Rassy. Eigentlich waren wir nun fast schon wieder zu Hause in Workum, aber es waren noch einige Urlaubstage übrig. So entschlossen wir uns, wieder nach drei Hafentagen, außen herum über die Nordsee vorbei an Vlieland, Texel und Nord Holland bis nach Ijmuiden zu fahren. Die Windrichtung passte einigermaßen, nur gegen Ende der Strecken mussten wir nach einem Winddreher gegenan kreuzen. Ganz zu Beginn der Tour gab es noch eine spannende Durchfahrt durch das militärische Übungsgebiet vor Vlieland. Hier ist es wichtig, sich über UKW Kanal 74 bei Vliehors Range Control anzumelden, um nicht unfreiwillig in eine Schießübung zu geraten.

Die Seaport Marina in Ijmuiden macht immer einen etwas vereinsamten Eindruck und es war kein Problem, einen Liegeplatz zu bekommen. Leider hatte der lokale “Wanderclub“ beschlossen, die Sanitäranlagen des Yachthafens für eine ausgiebige Pinkelpause zu nutzen. Um diese Coronaparty zu vermeiden, sind wir auf die Schiffstoilette ausgewichen. Von Ijmuiden ging es am nächsten Tag durch den Nordzeekanal über Amsterdam bis nach Muiderzand im Markermeer. Seit einigen Jahren gibt es im Marker Meer insbesondere im südlichen Teil große Probleme mit Wasserpflanzen, die insbesondere in flachen Bereichen bis zur Wasseroberfläche wachsen und das Markermeer unbefahrbar machen. Es blieb nur die Option, mit der windhexe ausschließlich im tiefen Fahrwasser zu bleiben, um nicht mit dem T-Kiel massenweise Pflanzen einzusammeln. Nach einem schönen Abendessen im Harbour House fand unser Sommertörn dann über den Compagnie Haven in Enkhuizen und zurück nach Workum seinen Abschluß. Wetterbedingt (zuviel oder zuwenig Wind) gab es in diesem Jahr mehr Hafentage als sonst üblich für uns. Dies bot aber die Chance zu lernen, dass es in Eckernförde an der Brücke zum Binnenhafen definitiv die leckersten Matjesbrötchen gibt!

DatumStreckesm
02.07.2203.07.22Workum -Brunsbüttel195,6
04.07.22Brunsbüttel – Olympiahafen Kiel Schilksee57,7
05.07.22Schilksee – Sonwik Marina Flensburg49,1
08.07.22Flensburg – Sonderborg20,3
11.07.22Sonderborg – Strynø34,8
12.07.22Strynø – Stadthafen Eckernförde40,5
16.07.22Eckernförde – Giselau Kanal54,0
17.07.2218.07.22Giselau Kanal- Brunsbüttel – Borkum139,3
22.07.2223.07.22Borkum – Vlieland76,1
27.07.22Vlieland – Ijmuiden Seaport Marina63,7
28.07.22Ijmuiden – Muiderzand25,3
29.07.22Muiderzand – Enkhuizen26,9
30.07.22Enkhuizen – Workum17,2
Summe800,5