Nach einem sonnigen Hafentag im malerischen Lezardrieux führte unsere Reise am 20.07. weiter entlang der Küste der Bretagne Richtung Westen. Bei leichtem Wind aus Nordwest entschieden wir uns, ähnlich wie die „Scope“, einer Grand Soleil 45 aus Dänemark, für einen Kreuzkurs heraus aus der Bucht von Lezardrieux. Es war fast wie eine kleine Regattakreuz 😄Im weiteren Verlauf begegneten wir auch „The Duke“, ebenfalls aus Deutschland, die wir bereits in Dieppe getroffen hatten. Am Abend trafen sich dann alle Schiffe in Roscoff im Hafen. Auch hier herrschte im Hafen eine starke Tidenströmung, der Hafenmeister half auch dieses Mal beim Anlegen.
Von Roscoff segelten wir weiter nach L‘Aber-Wrac‘h, dem letzten Hafen vor der Biskaya. In L‘Aber-Wrac‘h gab es leider wetterbedingt wieder einen Hafentag, der Wind war zu stark für unseren Geschmack. Das bot die Chance auf erstklassige Crepes im Ort. Während unserer Abwesenheit hatte auch wegen der Wettervorhersage direkt neben uns am Steg der 47m lange Dreimaster Thalassa festgemacht. Die Thalassa ist ein niederländisches School at Sea Schiff, und bei einem Open Ship ergab sich ein netter Plausch mit dem Skipper der Thalassa.
Die nächste Etappe von L‘Aber-Wrac‘h nach Camaret Sur-Mer ist wieder eine besondere Etappe. Sie führt zwischen der Ile D’Ouessant und dem Festland vorbei am Phare Du Four durch die Chenal Du Four. Viele werden das berühmte Leuchtturmfoto des Phare Du Four kennen, auf dem eine große Welle sich höher als der Leuchtturm auftürmt, während der Leuchtturmwärter am Fuß des Turms vor der offenen Tür steht. Und dieses Foto ist irgenwie typisch für diese Gegend. Bei Niedrigwasser kommen überall kleine spitze Felsinseln aus dem Wasser, die bei Hochwasser nicht sichtbar sind und uns in ihrer Form an Lummerland erinnern. Ob Jim Knopf wohl zu Hause ist? Die Wellen schäumen um diese Felsen. Bei Schauerböen und kabbeliger See kreuzen wir zusammen mit mehreren anderen Segelbooten gegen den Westwind (woher soll der Wind auch sonst kommen ☹️) um das Kap bei Tremanzan, fallen dann ab Richtung Süden und segeln durch die Chenal Du Four. Respektvoll halten wir dabei Abstand von allen „Lummerlands“ und können deshalb den Phare Du Four nur im Regendunst aus der Ferne erkennen. Abgesehen von der Ile D’Ouessant umfahren wir damit den westlichsten Punkt Frankreichs. Insgesamt ist die Chenal aber einfacher zu fahren als das schon beschriebene Raz Blanchard.
Camaret Sur-Mer wird von vielen als schöner Yachthafen empfohlen, wir waren eher enttäuscht. Ein unruhiger Liegeplatz mit viel Schwell und die Sanitärräume des Yachthafens haben gefühlt 40 Jahre Renovierungsstau. Der eigentlich sehr schön gelegene Ort besteht zur Häfte aus Kunstateliers und Restaurants, in der zweiten und dritten Reihe haben aber diverse Häuser geschlossene Fensterläden. Entweder stehen sie leer, oder werden sie vielleicht über Airbnb vermietet? Wir verholten nach einer eher unruhigen Nacht jedenfalls morgens früh lieber acht Seemeilen nach Brest in den gut ausgestatteten Yachthafen Port Du Château, vorbei an dem dort beheimateten Marinestützpunkt mit den großen U-Boot-Bunkern.
Von Brest verlief die Reise entlang der Küste. Wieder vorbei an Camaret Sur-Mer und duch die Chenal Du Grand Leac‘h führte uns der Kurs durch die nächste navigatorische Herausforderung, das Raz de Sein. Hier befindet sich zwischen der Ile de Sein und dem Festland eine schmale, vier Seemeilen lange Durchfahrt durch die Felsen. Die Wassertiefe verringert sich, und in der Seelkarte sind wie Haifischzähne kleine Wellenberge eingezeichnet, die auf Strömungswirbel hindeuten. Und dies hat sich mal wieder als wahr erwiesen. Wir sind mit 8kn Wind und 1,5 kn Strom aus gleicher Richtung in das Raz gesegelt. Plötzlich entstand an der schmalsten Stelle wieder das typische kreuz und quer Wellenmuster und die Strömung erhöhte sich auf über 5 Knoten. Gut, dass wir der Empfehlung gefolgt sind, deutlich Abstand (mind. 0,5 sm) vom Leuchtturm La Vieille zu halten. Nach dem Raz schlief allmählich der Wind ein, und wir mussten mehrere Stunden den Motor als Flautenschieber benutzen, bis abends der Hafen von Concarneau mit seiner beeindruckenden Festungsmauer erreicht war.
Am Mittwoch ergab sich, nachdem wir vier Wochen lang überwiegend zuviel Wind von vorne oder zu wenig Wind hatten, ENDLICH die Gelegenheit zu einem ganz normalen Segeltag. Ablegen in Concarneau unter Motor, außerhalb des Hafens Segel gesetzt, und Kurs Richtung Südost. Nach acht Seemeilen ersetzte der Genaker dann bei halbem Wind die Genua, das neue Spinnakerfall hat sich bewährt! Wir segelten entspannt bei 8-10 Knoten Wind Richtung Lorient. Auch den Delfinen gefiel unser Kurs, wir hatten wieder diverse Begegnungen mit ihnen🐬😄
Lorient ist der Heimathafen der u.a. vom Ocean Race bekannten Imoca Rennyacht „Malizia Seaexplorer“. Um so größer war unsere Überraschung aber, als wir nach unserer Ankunft gleich mehrere Imocas wie die Holcim PRB sowie den von Regatten (Transat Jacques-Vabre, Rhoute du Rum) und Rekordfahrten bekannten Trimaran „Banque populaire XI“ vorfanden. Und abends liefen noch zwei weitere Imocas nach ihrer Rückkehr vom Fastnet Race ein. Ein Hafentag mit Hafenrundgang wurde trotz Regenwetter natürlich zu einem Erlebnis, als wir in der Werfthalle dann die „Malizia“ von außen besichtigen durften. Auch die „Biotherm“ stand in der Halle. Fotos waren leider nur sehr eingeschränkt erlaubt, das Schiff wird gerade für die nächsten Regatten umgerüstet, vom Teameinsatz wie im Ocean Race auf Double oder Single Handed. Anfang September geht es wieder ins Wasser. Wir wünschen dem Team Malizia rund um Boris Hermann viel Erfolg!!!
2 Antworten zu “Chenal Du Four, das Tor zur Biskaya”
Tolle Erlebnisse, Ihr zwei!
Am schönsten finde ich Elkes strahlendes Lachen auf dem Foto mit der Malizia 😁.
Habt weiterhin eine gute Fahrt!
Liebe Grüße
Elke und Mutti
Hallo ihr beiden,
jetzt habe ich es endlich geschafft, die Berichte in Ruhe zu lesen.
Hört sich richtig gut, interessant und teilweise abenteuerlich an.
Den Sturm, den ihr in NL erlebt hat- hat uns auf „Rømø“ im Wohnwagen ordentlich durchgeschüttrlt, zumindestrens in der letzten Nacht dachte ich der Wagen könnte umkippen- alles gut überstanden :-).
Solltet ihr doch noch Jim Knopf treffen ganz liebe Grüße und natürlich an die Delfine.
Weiterhin eine gute Reise.
LG Claudia