Überquerung der Biskaya: von Île d‘Yeu nach Gijòn


Die meisten Segelboote wählen zur Überquerung der Biskaya die klassische, direkte Route von Brest oder Cameret-sur-Mer südwestlich hinüber nach A Coruña. Diese Distanz von 335 Seemeilen dauert mit einem durchschnittlichen Boot bei den oft vorherrschenden norwestlichen Winden drei Tage und man verbringt zwei Nächte auf See. Wir haben uns aus verschiedenen Gründen für eine andere Route enschieden. Die Bretagne südlich von Brest ist ein wunderschönes Segelrevier, und das wollten wir nicht verpassen. Außerdem gibt es seit zwei Jahren verstärkt Zwischenfälle mit Orca-Attacken auf Segelyachten, die natürlich verstärkt entlang der klassischen Route auftreten und weniger innerhalb der Biskaya. Last but not least „unser Freund“, der Südwestwind, der nach wie vor unvermindert von einem Tiefdruckgebiet nach dem Nächsten befeuert wird und gegen den wir immer noch nicht ankreuzen wollen.

Deshalb sind wir am 28.07. zunächst weiter die Küste der Süd-Bretagne entlang gesegelt, von Lorient nach Quiberon, dann weiter nach Pornichet und zuletzt zur Île d‘Yeu. Die Île d‘Yeu ist der Küste ein Stück vorgelagert und eine sehr schöne kleine Insel. Man fühlt sich ein bisschen so wie bei „Ferien auf Saltkrokan“! Immer wieder kommen die kleinen Fähren und bringen Urlauber, es gibt viele kleine weiße Ferienhäuser, Fahrräder, und man sieht immer wieder alte Renault 4 oder sogar die gute alte Ente 2CV. Reiche Pariser, die ihr Ferienhaus auf der Insel haben, reisen natürlich standesgemäß mit dem Helikopter an. Da das Wetter und vor allem der Wind wieder einmal nicht zu einer Überquerung der Biskaya passten, beschlossen wir, ein paar Tage Inselurlaub einzulegen und die 38 Knoten Wind und den Regen im Hafen „zu genießen“. Le Vieux Château war eine Wanderung quer über die Insel wert und erinnert sehr an die Filmserie „Highländer“.

Am 06.08. war es dann aber soweit. Ein kleines lokales Hochdruckgebiet mit zuerst nordwestlichem, später dann südöstlichem Wind kündigte sich an, und wir machten uns auf den Weg Richtung Gijòn an der spanischen Küste mit Kurs 218 Grad. Anfänglich gab es hinter der Île d’Yeu noch eine kräftige Dünung aufgrund des starken Windes der letzten Tage, aber später beruhigten sich die Wellen auf angenehme ein bis zwei Meter Höhe und wir genossen einen angenehmen sonnigen Segeltag. Auch unsere Delfineskorte war kurzzeitig wieder erschienen. Je näher wir uns im Tagesverlauf dem Kern des Hochdruckgebiets näherten, desto schwächer wurde der Wind, und kurz vor Einbruch der Dunkelheit mussten wir den Motor zur Hilfe nehmen.

Am nächsten Tag gegen Mittag, wir segelten inzwischen wieder, jetzt mit Südostwind, gab es an Deck auf einmal Geschrei: „Die Orcas sind da, es ist soweit, Scheiße, …“. Man konnte deutlich das typische Ausblasgeräusch hören, die entsprechende Fontäne sehen, und einen großen Schatten unter Wasser. Das Tier war wohl ungefähr so lang wie die Windhexe und schwamm mit nur einem Meter Abstand neben uns her, bevor es wieder auf Tauchgang ging. Letztendlich gab es aber Entwarnung, es war anscheinend „nur“ eine Sichtung und keine Attacke. Schade – wir haben in der Hektik kein Foto gemacht.

Die Biskaya ist sehr tief, in der Mitte über 4000 Meter. Dies führt dazu, dass sich  bei der Annäherung an die Küste, wenn die Wassertiefe sich aufgrund des Festlandsockels relativ schnell wieder auf 100 Meter reduziert, je nach Windrichtung eine steile und unangenehme Welle entwickeln kann. Und so erging es uns auch. Der Wind nahm wie vorhergesagt wieder zu, auf 16-18 Knoten, und ca. 40 Seemeilen vor Gijòn wurden die Wellen höher und steiler. Und die Windhexe tat das, was sie gut kann: schnell segeln. Wir hatten zuerst ein, später dann auch das zweite Reff ins Großsegel eingebunden, und surften zwölf Stunden lang mit permanent sieben bis acht Knoten durch die Wellen. Dadurch waren wir auch viel schneller als geplant. Ürsprünglich wollten wir erst morgens nach Sonnenaufgang in Gijon eintreffen, nun surften wir nachts um zwölf durch die Dunkelheit Richtung Hafen. Um halb eins machten wir am vorher per E-Mail klar gemachten Steg fest, hatten in 37 Stunden 240 Seemeilen zurück gelegt und die Biskaya mit nur einer Übernachtung auf See erfolgreich überquert. Das Anlegebier war natürlich vorher kalt gestellt worden und schmeckte auch um ein Uhr nachts.


4 Antworten zu “Überquerung der Biskaya: von Île d‘Yeu nach Gijòn”

  1. Hallo Peter en Elke
    Wat een spannend verhaal,fijn dat het goed is afgelopen.
    Prachtige route varen jullie en veel te zien.
    Wij zijn nog in Workum het weer miserabele de afgelopen weken,heel veel wind en regen.
    We gaan over een paar dagen weer varen.
    Voor jullie heel veel plezier en goede reis.👋👋👋🍀🍀🍀🥰🥰🥰lieve groeten Rink en Riny

  2. Mein Gott, das war aber aufregend!!
    Wie gut, dass der Orca nur schauen und nicht „spielen“ wollte 😅.

    Wir können uns gut vorstellen, dass das Hafenbier in Gijòn dann eines der leckersten war 🍀

    Liebe Grüße und weiterhin gute Fahrt
    Elke und Mutti

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert