Gijon ist ein Hafen, den wir eigentlich primär nur als gut anzusteuernden Zielort für unsere Biskayaüberquerung gewählt hatten. Aber damit wurden wir der Stadt nicht gerecht. Der Yachthafen mit angrenzendem Strand ist zentral direkt an der Altstadt gelegen, und wir befinden uns auf der geografischen Breite von Marseille, d.h. das Klima ist schon angenehm warm. Fussläufig sind Sehenswürdigkeiten und Bars erreichbar, Gijon ist also durchaus ein paar Hafentage wert.

Nichtsdestotrotz liegt unser Ziel weiter südwestlich, und deshalb haben wir uns, sobald der Wind es zuließ, nach drei Tagen am 10.08. auf den Weg zur nächsten Etappe gemacht. Ziel war Ribadeo, ein Ort am Fluss Eo, der die natürliche Grenze zwischen Asturien und Galizien bildet. Wir wurden abends im Restaurant vom Kellner auch ungefragt darauf hingewiesen, dass wir uns jetzt in Galizien befinden, es war ihm anscheinend sehr wichtig! Viele Grüße an Asterix und Obelix 😉 Die Fahrt nach Ribadeo verlief unspektakulär, wenig Wind, viel Motor. Beeindruckend war aber die bergige Küste, die überwiegend grün bewachsen war und etwas an die windwärtigen Karibikinseln erinnerte: Costa Verde. Und wir sind, auch um weitere Orca-Begegnungen zu vermeiden, dicht unter der Küste gefahren. Ribadeo bot wieder ein unerwartetes Landprogramm: eine Wanderung zum Leuchtturm, und eine lokale Fiesta zu Ehren der Schutzpatronin der Fischer und Seeleute. Während der Fiesta gab es eine Bootsparade rund um die Bucht, und eine Regatta der traditionellen Segeljollen, und wir hatten vom Boot aus einen Zuschauerplatz in der ersten Reihe.

Am 13.08. fuhren wir dann weiter von Ribadeo nach A Coruña. Mit 79,5 sm eine lange Distanz, und mangels Wind leider wieder überwiegend Motorfahrt. Als wir abends um 21:00h als eines der letzten Boote im Real Club Nautico de Coruña eingelaufen sind, gab es trotzdem noch eine sehr freundliche Unterstützung und Einweisung vom Hafenmeister. Und Überraschung – am nächsten Morgen lagen in direkter Nachbarschaft auf einmal drei Kreuzfahrtschiffe, die in der Nacht eingelaufen waren, davon die Norwegian Getaway mit über 300m Länge direkt nebenan. Wir haben nichts davon mitbekommen, waren wohl mächtig müde gewesen. Tagsüber konnte man in der Altstadt und am Leuchtturm die „Kreuzfahrer“ immer leicht an ihren umgehängten Ausweisen und den Nummern erkennen, anhand derer sie auf die Transportbusse verteilt wurden. Wie die Lemminge …

Bei einem Routinecheck des Motors erlebten wir dann eine unangenehme Überraschung. In der Motorbilge schwappte eine nach Öl riechende grünbraune Flüssigkeit. Zuerst war unsere Vermutung, dass es sich um Kühlwasser handelt. Ein zufällig auf dem Parkplatz angesprochener Mechaniker fand aber dann heraus, dass es sich um Getriebeöl aus dem Saildrive handelt und wir wahrscheinlich einen undichten Simmering an der Schraubenwelle haben, über den Seewasser in den Saildrive gelangt und das Öl herausdrückt. Am nächsten Tag war Nationalfeiertag (15. August, Fiesta da Asunción), da ging gar nichts. Danach haben wir dann eine Bootswerft ausfindig gemacht, Ersatzteile bestellt, und warten jetzt auf die aufwendige Reparatur, die hoffentlich nächste Woche Dienstag stattfindet. Über eine Woche Zwangsaufenthalt, so ein Mist 🤬 Aber das Glas ist halb voll: gut, dass der Schaden hier aufgetreten ist und nicht irgendwo im nirgendwo. Die Tapas hier sind Weltklasse, außerdem gibt es diverse Eisdielen. Wir werden also überleben 😉