Orca-Alarm und Ankerbuchten: von Oeiras nach Lagos


In Oeiras haben wir die bisher längste Zeit des Sabbaticals an einem Ort verbracht, insgesamt mehr als einen Monat. Und das nicht ohne Grund, ist der dortige Hafen unserer Meinung nach der attraktivste Hafen in der Bucht vor Lissabon. Sehr freundliches Personal, gute Einkaufsmöglichkeiten, schöne Strände, Hafenkneipen und Strandbars, Wellenreiter, nicht zu viele Touristen, eine gute und preiswerte Bahnverbindung nach Lissabon und nicht zuletzt faire Hafengebühren. Und jeden Morgen gibt es kostenlos zwei frische Brötchen direkt ans Schiff, auch bei schlechtem Wetter! Einziges Manko ist der tidenabhängige Schwell im Hafen hervorgerufen durch die kräftige Tidenströmung direkt vor der Hafeneinfahrt.

Trotz der schönen Zeit dort wollten wir aufgrund der bald anstehenden Weihnachtszeit dem nahenden Winter entfliehen und dem warmen Wetter weiter nach Süden in Richtung Algarve folgen. Die Route dorthin weist allerdings mehrere Besonderheiten auf. Die schon beschriebenen Fischernetze direkt vor der Küste zwingen dazu, entweder nur tagsüber zu fahren, um die Netze zu erkennen und zu umfahren. Oder man wählt eine Route weiter entfernt von der Küste, aber dort lauern dann die Orcas auf uns. Zusätzlich sind die Etappen teilweise recht lang und die Tage jahreszeitlich bedingt kurz. Bei einem Sonnenaufgang um 07:20h und einem Sonnenuntergang um 17:30h ergeben sich maximal ca. 11h Fahrtzeit bei Tageslicht, das macht dann bei einer angenommenen Reisegeschwindigkeit von 5,5 Knoten knapp 60 Seemeilen. Da es auf der geplanten Strecke nur wenige Häfen gibt, werden die Etappen schnell größer. Wir entschieden uns trotzdem, unserer bisherigen Strategie weiter zu folgen und eng entlang der Küste nur bei Tageslicht zu fahren. Als Zwischenstationen waren Sesimbra, Sines und Sagres geplant. Eine Schwierigkeit dabei ist, dass der Hafen in Sines aktuell für Yachten gesperrt ist, da es dort Probleme mit dem Betreiber des Hafens gibt. Alle Klampen am Steg sind demontiert, man kann nicht festmachen. Hier besteht nur die Möglichkeit, im Hafenbecken zu ankern. Die Strecke von Sines bis Sagres beträgt 66 Seemeilen, ist also bei Tageslicht nicht zu schaffen. Deshalb wurde in einer Bucht vor Sagres ein zweiter Ankeraufenthalt geplant.

Am 15.11. ging es bei leichten nordwestlichen Winden und ca. 2m Welle von Oeiras los in Richtung Sesimbra. Um die 5,5 Knoten Geschwindigkeit zu halten, mussten wir zunächst unter Motor fahren, später reichten dann auch die Segel aus. Kurz nach 15 Uhr ca. 3,5 Meilen vor dem Hafen von Sesimbra gab es dann plötzlich Orca-Alarm! Über Kanal 16 erreichte uns per UKW-Funk die Warnung der niederländischen Segelyacht „Modus Vivendi“, sie würden vor dem Hafen von einem Orca am Ruder attackiert. Dies war nur  knapp zwei Seemeilen von uns entfernt, und Orcas sind schnell! Deshalb starteten wir sofort unseren Orca-Notfallplan: Motor auf Vollgas, Segel bergen und auf kürzestem Weg in Richtung Küste ins flache Wasser fahren. Glücklicherweise war wenig Wind und kaum Welle, also keine gefährliche Brandung. Auf 10m Wassertiefe gingen wir dann entlang der Steilküste vorsichtig wieder auf Kurs Richtung Hafen. Die Nervosität war natürlich hoch, und wir hielten die ganze Zeit Ausschau nach den charakteristischen Rückenflossen, die bei männlichen Orcas bis zu 1,80m hoch sein können. Aber glücklicherweise gab es keine Begegnung oder Attacke, sondern wir erreichten ohne Zwischenfall den Hafen. Unsere Orca-Abwehrmaßnahmen schienen zu funktionieren 😀. Vielen Dank an „Modus Vivendi“ für die Warnung! Nachdem wir uns im dortigen Segelclub bei einer Dusche vom Schreck erholen konnten, blieb noch Zeit für einen Abendspaziergang am Strand entlang in den Ort und ein paar Bier in einer kleinen Kneipe.

Am nächsten Morgen fuhren wir eng an der Küste entlang weiter, zunächst nach Osten Richtung Setubal und dann weiter nach Süden Richtung Sines, wegen des schwachen Windes leider wieder mit Motorunterstützung. In Sines gingen wir abends vor Anker und trafen dort neben der „Modus Vivendi“ noch die „Syl“ und die „Eternity“ wieder, zwei weitere niederländische Segelyachten, die wir schon in Oeiras getroffen hatten. Dierekt am Atlantik ohne Schutz durch eine Hafenmole oder eine Landzunge zu ankern ist meistens etwas unruhig, dementsprechend unruhig war dann auch die Nacht. Sines ist übrigens der Geburtsort von Vasco da Gama, einem der der berühmtesten portugiesischen Seefahrer und der Entdecker der Route nach Indien um das Kap der guten Hoffnung herum.

Am nächsten Tag stand auf dem Weg zur Algarve die längste Etappe an. Deshalb starteten wir morgens beim „ersten Büchsenlicht“, sobald die Fischernetze zu erkennen waren. Die Fahrt war eher langweilig, es ging immer geradeaus entlang der zumindest abwechslungsreichen Küste. Am späten Nachmittag erreichten wir am Cabo de São Vincente den südwestlichsten Punkt Europas, ein schöner Meilenstein! Kurz danach fiel in der Bucht vor Sagres genau zum Sonnenuntergang wieder der Anker. Der Weg nach Lagos am vierten Tag der Reise war dann nicht mehr weit, die restlichen 16 Seemeilen bewältigten wir am Vormittag und erreichten mit dem Yachthafen in Lagos wieder die Zivilisation. 23 Grad, strahlend blauer Himmel, wir haben den Sommer wieder eingeholt ☀️😀🌴


Eine Antwort zu “Orca-Alarm und Ankerbuchten: von Oeiras nach Lagos”

  1. Dag Zeezeilers
    Weer een prachtig spannend verhaal,fijn dat het goed is afgelopen.
    We dachten het al dat het heel erg naar jullie zin was in Oeiras,lekker bij gekomen van alle stress.👍
    Ga zo door veilig (behalve de visnetten)langs de kust blijven varen.
    Hartelijke groeten van ons Rink&Riny

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