Die Algarve ist die südlichste Region von Portugal und erstreckt sich westlich vom Cabo de São Vicente bei Sagres bis zum Grenzfluss Rio Guadiana im Osten. Die südliche Küste lässt sich dabei unterteilen in die ‚dem Wind zugewandte‘ Seite Barlavento, auch Felsalgarve genannt, zwischen Cabo de São Vicente und Faro, und die ‚windabgewandte‘ Seite Sotavento im östlichen Teil zwischen Faro und der spanischen Grenze, die Sandalgarve. Nachdem wir auf dem Weg von Lissabon zur Algarve wieder zwei anstrengende längere Etappen im Programm hatten, haben wir uns für die Küste der Algarve nun wieder entspannte kürzere Distanzen gegönnt. 

Start war wie schon beschrieben in Lagos. Der Yachthafen von Lagos liegt mitten in der Stadt und ist von Palmen, Restaurants und Bars umgeben. Wegen einer Klappbrücke ist er mit dem Segelboot nur zu den Öffnungszeiten der Hafenrezeption erreichbar. Im Vergleich zu unseren bisherigen Häfen in Portugal ist es hier eher teuer. Aber die Umgebung, genauer gesagt der große Strand im Osten und die steile Felsküste im Westen, entschädigen dafür. Wir haben mit dem Schlauchboot einen Ausflug nah entlag der spektakulären Felsen gemacht bis zu den Grotten an der Ponta da Piedade. Leider war die Dünung und damit die Brandung zu stark, und wir haben uns mit dem Boot nicht bis in die Grotten hineingetraut. Aber am nächsten Tag bot eine Wanderung über die Holzstege entlang der Küste die Möglichkeit, ohne Gefahr von Land aus in die Grotte hinabzusteigen. Es war beeindruckend. Und die spitzen Felsen dort unter Wasser haben uns im Nachhinein Recht gegeben. Dies ist kein Ausflug für ein Schlauchboot bei Welle 🫣 Erwähnenswert in Lagos ist noch das Fischrestaurant Tasca da Lota in der Nähe des Hafens. Einfach eingerichtet gibt es dort portugiesische Küche, insbesondere frischen und sehr lecker zubereiteten Fisch zu wirklich fairen Preisen.

Von Lagos war es nicht weit bis Portimao. Der Hafen dort ist eingebettet in eine Hotelanlage, lustigerweise von der gleichen Hotelkette NH-Hotels wie unser Hotel 2021 in Genua, und wirkt deshalb ein wenig künstlich. Bis zum eigentlichen Ort braucht es 20 Minuten Fussmarsch, dafür ist es nicht weit zum Strand. In Portimao sahen wir auf Schornsteinen und einem Kran mehrere Klapperstorchpaare. In den letzten Jahren haben sich mehr und mehr Störche den Flug über Gibraltar nach Afrika abgewöhnt. Sie bleiben in Südspanien und finden dort auch im Winter genug zu fressen. Auch hier haben wir wieder eine Restaurantempfehlung, das La Bruscetta direkt oberhalb des Strandes.

Wer an der Algarve Party machen möchte, fährt am Besten nach Albufeira. Der Ort ist sehr touristisch, schon am Hafen gibt es Kirmes und Spielautomaten, und im Osten am Montechoro Strip viele Bars und Clubs, der „Ballermann“ der Algarve. Die Familienurlauber halten sich dagegen eher im Westen auf. Der Strand ist sehr schön, auch wenn es leider keine durchgehende Strandpromenade gibt. Der Hafen bietet guten Schutz. Er ist künstlich angelegt worden, indem durch einen Felsdurchbruch eine Verbindung zwischen einer hinter den Felsen liegenden Senke und dem Atlantik geschaffen wurde. Es wirkt ein kleines bisschen wie der Kanal von Korinth am Peloponnes oder die Zufahrt nach Marstrand von Südosten durch den Albrekts Sunds Kanal. Wir haben im Hafen in einer riesengroßen Box neben 60-Fuss-Schiffen gelegen und mussten uns eine Stromadapter leihen, weil wir auf 5-poligen Drehstromanschluss gar nicht vorbereitet waren 😂. Aber nach zwei Nächten waren wir froh, dass wir trotz Nebensaison die Kirmes verlassen und nach Vilamoura weiterfahren konnten.

Vilamoura ist der krasse Gegensatz zu Albufeira. Ein reiner Retortenort, Hotels, viele große Motorboote, teure Restaurants und Golfplätze, allerdings wieder mit zwei sehr schönen Stränden. An der Marina Rezeption „herrscht“ eine rechthaberische Angestellte, die uns partout einen Liegeplatz zuweisen wollte, der bei Niedrigwasser nur 2,4 m Wassertiefe hatte und die mit ihrem Taschenrechner auf wundersame Weise einen Meter mehr berechnete. Manchmal muss man sich halt durchsetzen, zum Schluss hatten wir eine Box mit 3,4 m Wassertiefe bei Niedrigwasser, was mir bei unserem Tiefgang von 2,1 m deutlich lieber war. Die sanitären Anlagen waren dafür aber erste Klasse!

Wähend unserer Weiterfahrt von Vilamoura nach Olhão veränderte die Küste sich. Die steile Felsküste machte langezogenen flachen Sandstränden Platz, wir erreichten die Sandalgarve. Olhão liegt dabei nicht direkt am Atlantik, sondern inmitten einer Lagunenlandschaft nicht weit entfernt von Faro, und die Ansteuerung erinnert sehr an das Wattenmeer bei uns. In der Einfahrt steht tidenabhängig eine starke Strömung mit Wirbeln, auch Waschmaschinen genann, die das Schiff gut durchschaukeln. Die Wassertiefe in der Lagune ist niedrig, teilweise nur 4,5m. Und es gibt Tonnen und prickenähnliche Seezeichen, die das Fahrwasser kennzeichnen. Direkt vor dem Hafen von Olhão hätten wir fast noch eine rote Tonne übersehen und wären auf einer Sandbank gelandet, aber glücklicherweise haben wir es im letzten Moment noch gemerkt und sind gut in den Hafen gekommen. Bei Niedrigwasser fällt ein großer Teil der Lagune trocken, und man sieht viele Wasservögel und Fischerboote. Es fehlen nur die Seehunde, dann wäre es wie vor Vlieland im Wattenmeer. Olhão hat zwei Markthallen direkt am Hafen, eine nur für Fisch, die andere für Gemüse und Obst. Es gibt einen gepflegten Stadtkern mit einem Kaufhaus wie aus den 70-er Jahren. Sie verkaufen dort ein sehr umfassendes Warensortiment, so wie Karstadt, Quelle & Co. in den guten alten Zeiten auch einmal. Wenn am Hafen nicht ein paar große und vermutlich teure Appartmenthäuser gebaut worden wären, die es in jeder Stadt geben könnte, hätte Olhão einen wunderbares portugiesisches Flair. Dazu passt auch die Taverne Sete Estrelas, die seit über 100 Jahren und 6 Generationen im Familienbesitz ist. Eine urige Atmosphäre mit leckerem Bier und einer tollen Schinkenplatte 🇵🇹

Mit der letzten Etappe weiter nach Ayamonte haben wir unsere Algarve-Reise und gleichzeitig auch unseren Portugalaufenthalt zunächst beendet, denn Ayamonte liegt am Rio Guadiana, dem Grenzfluss zwischen Portugal und Spanien, aber auf der spanischen Seite! In ein paar Tagen fahren wir weiter Richtung Osten.