Die Costa de la Luz: Cadiz und Sevilla


Der letzte Blogeintrag ist leider schon eine ganze Weile her. Das bedeutet aber nicht, dass wir wie der Bär in seiner Höhle im Winterschlaf liegen. Vielmehr ist es so, dass wir viel erleben und unternehmen, und nicht dazu kommen (oder zu faul sind 😉), es im Blog zu dokumentieren. Aber hier kommt, auch aufgrund einiger Nachfragen, wieder mal ein Update!

Da die die innere Dichtung unseres Yanmar SD50 Saildrives auch nach den zwei Reparaturen in La Coruña immer noch Getriebeöl verlor, entschlossen wir uns notgedrungen zu einem dritten Reparaturversuch. Die nächste Yanmar Reparaturwerkstatt liegt glücklicherweise nicht weit entfernt von Rota in Puerto Sherry. Deshalb beschlossen wir für die Reparatur den Hafen zu wechseln und überführten am So., 07.01. die windhexe nach Puerto Sherry. Der Hafen hat seinen Namen natürlich vom Sherry, der nicht weit von hier im Sherrydreieck produziert wird.

Direkt am nächsten Morgen wurde der Motor (wieder mal ☹️) ausgebaut, die Dichtungseinheit zwischen Motor und Saildrive zur weiteren Reparatur demontiert und in die Werkstatt Nautica Trafalgar gebracht. Die Wartezeit auf die Reparatur verbrachten wir natürlich mit Sightseeing. Der Hafen Puerto Sherry selbst war dabei eher enttäuschend und macht einen unfertigen Eindruck. Es gibt diverse Baulücken und unvollendete Gebäude, was ungemütlich wirkt. Die meisten Lokale waren wegen den Nebensaison geschlossen, was allerdings zu erwarten war. Außerdem ist der nächste Ort El Puerto de Santa Maria mehr als eine halbe Stunde Fußmarsch entfernt, zu weit für einen spontanen Restaurantbesuch. Immerhin gibt es nördlich des  Hafens eine kleine Uferpromenade mit abwechselnd geöffneten Bars wie z.B. die Pizzeria Blanca Paloma oder das Crêfondue. Mit einem Strandspaziergang ist noch weiter nördlich auch der Beach Club Vista Hermoza noch gut erreichbar. Insgesamt gefällt uns Rota als Standort aber wesentlich besser als Puerto Sherry.

Ein Highlight war am 11.01. der Besuch der Osborne Bodega in El Puerto de Santa Maria, inklusive einer Sherry Verköstigung. In einer zweistündigen Tour lernt man detailliert wie Sherry entsteht, und dass es für die verschiedenen Sherrys (Dry Fino, Oloroso, …) unterschiedliche Herstellungsverfahren gibt. In der Toro-Ausstellung erfährt man alles über die Geschichte des Osborne Toro. Ich wusste z.B. nicht, dass Osborne einmal Sponsor des VFL Bochum war! Anschließend haben wir im Toro Tapas El Puerto de Santa Maria den Iberischen Schinken probiert, eine Delikatesse! Am gleichen Tag begann nachmittags dann auch noch der Wiedereinbau des Motors, am 12.01. war dann alles wieder komplett.

Um zu testen ob die Dichtung nun endlich hält, bot sich am nächsten Tag eine ideale  Gelegenheit. Die spanische Marine besitzt als Schulschiff einen der größten Windjammer der Welt, die Juan Sebastián de Elcano. Sie ist benannt nach dem Kapitän der Victoria, der die Weltumrundung von Ferdinand Magellan nach dessen Tod weitergeführt und 1522 in Sanlúcar de Barrameda vollendet hat, wodurch die Kugelgestalt der Erde nachgewiesen wurde. Am Samstag 13.01. verabschiedete sich die J.S. de Elcano von Cádiz aus im Rahmen einer Parade zu großer Fahrt, und die windhexe war dabei! Einen Viermaster unter Segeln sieht man nicht oft, und eine Begleitung durch Marineschiffe, Kampfhubschrauber und Harrier Senkrechtstarter noch viel weniger. Es war sehr beeindruckend (und laut!). Außerdem war auch unsere Testfahrt erfolgreich, die Dichtung scheint zu halten 🧐! Deshalb sind wir am nächsten Tag (14.01.) wieder in unseren Winterhafen nach Rota zurückgekehrt.

Da die Fähre von Rota nach Càdiz wegen des starken Windes ausfiel, erfolgte unser zweiter Ausflug nach Cádiz am 20.01. ersatzweise mit dem Bus. Bei strahlendem Sonnenschein sind wir den ganzen Tag durch die Altstadt gebummelt: zwei Manzanilla als zweites Desayuno auf dem Plaza de San Antonio, Kaffeepause im Parque Genovés, zum Castillo de Santa Catalina, am Playa de La Caleta entlang bis zum Castillo de San Sebastián. An die obligatorische Tapas-Pause in der Calle de la Virgen de la Palma schloss sich der Sundowner am Strand an in der Bar Club Caleta. Es war offensichtlich ein sehr „anstrengender“ Tag 😂 Cádiz ist eine sehr schöne Stadt, es gibt viel zu entdecken!

Am 26.01. haben uns unsere spanischen Freunde Lola und Paco zu einem besonderen Ausflug eingeladen. Ziel war der Archäologische Park der alten römischen Stadt Italica mit ihrem großen Amphitheater. Das Theater erinnert an das Colosseum in Rom, wenn es auch mit einer Kapazität von 25000 Zuschauern kleiner ist. Bekannt geworden ist es auch als Drehort der Filmserie „Game of Thrones“, wo es in der siebten Staffel eine tolle Szene im Theater mit einem landenden Drachen gibt. Auch die gut erhaltenen antiken römischen Straßen von Italica sind in der Serie zu sehen. Gut erhalten bzw. restauriert sind mehrere Mosaikfussböden der römischen Villen dort. 

Von Italica aus fuhren wir anschließend ins nicht weit entfernte Sevilla und besichtigten dort am Plaza de Torro das Stierkampfmuseum und die älteste (1761) Stierkampfarena in Spanien, die Catedral del Toreo. Paco gab uns einen sehr anschaulichen Einblick in die Historie und den Ablauf des Stierkampfs, und die Emotionen, die damit verbunden sind. Als wir durch die Puerta Principal in die Manege gingen und uns vorstellen konnten, dass zehntausende von Zuschauern applaudieren, war ich schon sehr froh, dass aus dem Tor des Torro gerade kein Torro hervorgekommen ist. Die Picadores, Bandilleros und nicht zuletzt der Torero brauchen sehr viel Mut! Und ja, der Stierkampf wird kontrovers diskutiert, aber diese Diskussion ist bewusst nicht Inhalt dieses Blogs. Jeder hat dazu das Recht auf eine eigene Meinung! Wir betrachten den Stierkampf als Teil der spanischen Kultur, und wir sind froh, durch die Besichtigung der Arena einen sehr persönlichen Eindruck davon bekommen zu haben. Anschließend hatten wir nach unserer Tapas-Pause noch Gelegenheit zu einem Rundgang durch die historische Altstadt mit der Catedral de Sevilla. Aber für Sevilla werden wir noch mindestens einen weiteren Tag  brauchen, vielleicht auch zwei. Das häufig zu entdeckende Logo von Sevilla, NODO, hat seinen historischen Ursprung übrigens in einem Erbfolgekonflikt zwischen König Alfonso X und seinem Sohn Sancho IV. Sevilla hielt anders als viele andere spanische Städte Alfonso bis zum Schluss die Treue, und von ihm stammt der Ausspruch „Seville NO me ha dejaDO“, Sevilla hat mich nicht verlassen! Es war wieder ein wunderbarer Ausflug mit Lola und Paco, vielen, vielen Dank!

Der Vorteil, wenn man den Winter mit dem Boot in der Bucht von Cádiz verbringt, liegt auch darin, dass es keine Segelpause gibt. So nutzten wir am 28.01. zusammen mit Monika und Rob von der Vivere das gute Wetter zu einem Segeltörn mit der windhexe Richtung Süden und wieder zurück. Auch der zweite Test des Motors war dabei erfolgreich, noch hält der Simmering! Schaun wir mal, wie lange 🫣

Am 30.01. konnten wir von „unserer“ Strandbar in Rota aus das Einlaufen eines großen Viermastwindjammers nach Cádiz beobachten. Nach kurzer Recherche wussten wir: es handelt sich um das Schulschiff der peruanischen Marine, den Viermaster B.A.P. „Union“, den zweitgrößten, noch segelnden Windjammer der Welt. Und am nächsten Tag wurde „open ship“, also Besichtigung angeboten. Also auf nach Cadiz, zusammen mit Monika und Rob. Das Schiff ist beeindruckend! Alles wird noch von Hand bedient, es gibt Leinen ohne Ende, und die peruanische Crew gab sich alle Mühe, uns alles zu erklären. Natürlich endete der Tag nach der obligatorische Tapas-Pause in der Calle de la Virgen de la Palma wieder mit dem Sundowner am Playa de La Caleta in der Bar Club Caleta 😂

Und am 02.02. stand schon der nächste Auflug an. Lola war leider krank, so dass Paco sich alleine um uns gesorgt hat. Auf dem Plan stand etwas sehr spanisches, der Flamenco. Zuerst gab es auf der Fahrt zwei kurze Zwischenstopps, den Playa de la Cortadura mit seiner bei Niedrigwasser sichtbaren historischen römischen Straße, und das Restaurante Ventorillo El Chato, ein Lieblingslokal von Lola und Paco.  Dann erreichten wir unser erstes Ziel, das Flamencomuseum Centro de Interprecatión Camaron de la Isla in San Fernando (die Einheimischen nennen San Fernando nur „La Isla“). El Camaron de la Isla ist ein berühmter Sänger des Flamenco, Interpret des Alegría, und stammt aus San Fernando. Er hat viel mit Paco de Lucía zusammen musiziert und ist weltweit aufgetreten. Im Museum lernt man neben der Historie auch, wie sich durch El Camaron die Interpretation des Flamenco weiterentwickelt hat und moderne Musikelemente integriert worden sind, sehr interessant! Direkt neben dem Museum liegt die Venta de Vargas, eine hundert Jahre alte Flamenco Bar. Hier ist schon alles aufgetreten, was beim Flamenco Rang und Namen hat, und die Wände sind voll von Fotos und Erinnerungen. Bei Manzanilla und Tapas hatten wir Gelegenheit, die sehr spanische Atmosphäre zu genießen 🥰. Es fehlte nur noch eine musikalische Livedarbietung! Um mit Pacos Worten zu sprechen: eine Kathedrale des Flamenco.

Dann ging es weiter Richtung Süden: zum Tapas-Stopp in die Bar Restaurante Las Dunas und danach zu Fuß durch die Dünen zum Faro de Trafalgar. Viele kennen den Trafagar Square in London, aber das echte Trafalgar liegt an der spanischen Küste zwischen Cádiz und Barbate. Hier hat am 21. Oktober 1805 die berühmte Seeschlacht zwischen britischen und französisch-spanischen Streitkräften stattgefunden. Der Leuchtturm ist ein spektakulärer Aussichtspunkt.

Auf dem Rückweg nach Rota blieb auf halbem Weg noch die Zeit für einen Zwischenstopp in Vejer de la Frontera. Vejer liegt auf einem Berg und wurde, wie der Name de la Frontera schon zeigt, als befestigtes Bollwerk gegen die Mauren errichtet. Die Altstadt ist wunderbar gepflegt, und ein Kaffee im Restaurante El Califa sehr empfehlenswert! Die Stadtmauer bietet einen tollen Ausblick über die hügelige Landschaft. Auch dieser Ausflug war wieder ein echtes Highlight, und „Pacopedia“ hat seinem Spitznamen wieder mal alle Ehre gemacht, fantastisch!

Je mehr Zeit wir hier „im Winterschlaf“ verbringen, desto mehr lernen wir das Land hier kennen und wissen die Freundlichkeit der Menschen und ihre Liebe zu Andalusien hier zu schätzen:

….
Como reluce mi Cai
mira qué bonito está
sobre un cachito de tierra
que le ha robaíto al mar.

Cuando se entra en Cai
por la bahía
se entra en el paraíso
de la alegría.


Wie mein Cádiz glänzt.
Schau, wie schön sie ist,
auf einem Fleckchen Erde,
das sie dem Meer stahl.

Kommt man nach Cádiz
an die Bucht,
so betritt man das Paradies
der Freude.

Didáctica del Flamenco. Unidad de trabajo 14: Cantes de Cádiz. In: Junta de Andalucía


4 Antworten zu “Die Costa de la Luz: Cadiz und Sevilla”

    • Hi,
      schön dass ihr euch gemeldet habt. Wir sind gerade am Strand und genießen den Sonnenuntergang im Azúcar de Cuba. Wenn ihr mögt können wir uns gerne später auf ein Bier oder Wein treffen.
      Telefonnr. sende ich per Mail
      LG, Elke&Peter

  1. Wie schön! Das klingt nach einem tollen Winterschlaf 😴💤… Hier in Deutschland verpasst Ihr wirklich nichts.

    Macht es Euch weiterhin so schön und genießt das spanische Leben con mucho gusto!

    Liebe Grüße von M+E

  2. Que gran suerte haberos conocido. Elker y Peter son cultos, educados, correctos, en resumen “alemanes perfectos”

    Ningún problema en la comunicación, que es sólo en inglés, todo les gusta, todo lo comen y beben, que descubrimiento para ellos de la manzanilla y el rebujito.

    Captan el espíritu de situaciones que para el resto de los mortales, pasan desapercibidas.

    Se emocionan con el sonido de una guitarra, con un tango del Carnaval, el crujido de las tortitas de camarones y el pellizco de unas alegrias. Ellos saben de que hablo!!!

    Siempre hacen preguntas coherentes sobre lo que intuyen pero no comprenden.

    Les encanta nuestra gente, nuestra gastronomía, que hablamos fuerte y todos a la vez. Ríen, comparten y se alegran siempre de vernos.

    Una experiencia única que nunca olvidaremos y ellos son un poco más españoles y gaditanos y nosotros un poco más sabios.

    Os queremos. Disfrutad de la vida, que sabéis cómo hacerlo.

    Aquí siempre tendréis vuestra casa

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