Das Sabbatjahr neigt sich leider immer schneller dem Ende zu, und so segeln wir fleißig weiter Richtung Heimat. Und Segeln ist endlich wieder wörtlich gemeint! Der Wind ist nicht optimal, aber häufig brauchbar, und wir können wieder größere Strecken unter Segeln zurücklegen.
Laredo liegt in einer Bucht und beherbergt neben einem breiten Strand auch einen Fischereihafen mit einer großen Flotte von Fischerbooten. Im letzten Blog habe ich schon davon berichtet. Außerdem stellt der Yachthafen aber auch Leihfahrräder bereit, was wir natürlich zu einer Fahrradtour rund um die ganze Bucht genutzt haben. Da die Strecke letztendlich viel länger wurde als ursprünglich geplant, wählten wir den Rückweg für Faultiere und haben mit einer kleinen Fähre eine Abkürzung genommen. Erwähnenswert in Laredo ist auch noch ein Fussgängertunnel durch den Berg zu einer Nachbarbucht. Vor Jahren war der Plan, diese Bucht auch zu einem Hafen auszubauen, aber zu mehr als dem Tunnel hat es wohl nicht gereicht. Aber es gibt am Eingang des Tunnels eine nette Bar mit Restaurant, natürlich das El Túnnel.
Ein wenig traurig verliessen wir bei Laredo nun endgültig Spanien. Wir durften einige Monate zu Gast sein und haben uns in Spanien SEHR wohlgefühlt! Natürlich kommen wir ein anderes Mal wieder zurück! Mit etwas Wehmut machten wir uns am 17.05.24 nachmittags auf den Weg Richtung Norden und nutzten den für die nächsten 12 Stunden angesagten Westwind durch eine Nachtfahrt optimal aus. Die spanische Gastlandflagge wurde eingeholt und durch die französische ersetzt, denn unser Zielhafen hieß La Rochelle.
Früh am nächsten Morgen, es war zunächst noch dunkel, besuchte uns während der Fahrt eine große Delfinschule 🐬 Es waren geschätzt ca. 30 Tiere, und sie begleiteten die windhexe fast zwei Stunden lang. Und ja, die spannende Frage ist natürlich, wie haben wir im Dunkeln überhaupt gemerkt, dass die Delfine da waren? Zunächst einmal kann man das Geräusch beim Atmen der Tiere hören, es macht leise „Pffft“. Weiterhin war Halbmond, und die Sprünge der Tiere aus dem Wasser waren gut sichtbar. Das schönste Erlebnis war aber ein anderes. Im Wasser gibt es Algen, die zu fluoreszieren beginnen, wenn sie aufgewirbelt werden. An anderer Stelle habe ich schon von dem kometenähnlichen „Schweif“ erzählt, den die windhexe als Lichtschein in der Nacht hinter sich herziehen kann, wenn die Algen da sind. Und nun hatte nicht nur die windhexe, sondern sogar jeder einzelne Delfin seinen eigenen zwei bis drei Meter langen Schweif und war unter Wasser als silberner Schatten sehr deutlich sichtbar. Die Tiere tauchten unter dem Boot durch, sprangen über die Wellen, zischten sehr schnell von einer auf die andere Seite und begleiteten das Boot zum Greifen nah! Ab und zu machte es sogar leise „Rumms“, wenn sie vor lauter Spieleifer an den Schiffsrumpf gestoßen sind. Ich hatte den Autopiloten eingeschaltet und habe bei sieben Knoten Bootsgeschwindigkeit das Schauspiel genossen – ein unvergessliches Erlebnis mitten auf der Biskaya. Es gab nur den Mond, die Sterne, die Wellen, das Segelboot und die kometenhaften Delfine ❤️ Schade, dass man es nicht filmen oder fotografieren kann.
Am späten Vormittag, die Delfine waren schon lange weg, schlief dann wie vorhergesagt der Wind ein und wir mussten unter Motor weiterfahren. Da die windhexe mit Motor langsamer fährt als unter Segeln, dauerte der Törn dadurch länger als geplant und wir erreichten den Yachthaven von La Rochelle erst nach Sonnenuntergang. Die Nachtansteuerung eines unbekannten Hafens ist doch immer wieder ein Erlebnis 😂
Durch die Dunkelheit erkannten wir erst am nächsten Morgen so richtig, wo wir eigentlich gelandet waren. Der Yachthafen von La Rochelle ist mit über 5000 Liegeplätzen der größe Yachthafen der Westküste. Und die Einfahrt in den alten Hafen wird flankiert von drei alten Festungstürmen, ein schönes Bild (außer im Dunkeln 😉). Hinter den Türmen kann man direkt am malerischen Hafenbecken Kaffee zu touristischen Preisen von fast 5 Euro pro Kaffee „genießen“ (In Rota bekommt man für den gleichen Preis zwei Kaffee plus Kuchen!). Das Aquarium La Rochelle am der Esplanade Éric Tabarly war einen Besuch wert. Nur die Haifische taten mir nach dem Erlebnis mit den Delfinen leid, in ihrem kleinen Becken. Die Graffities im Quartier Le Gabut mit ihren Piratenmotiven sind ebenfalls sehr sehenswert!
Am 23.5. fuhren wir dann weiter nach Les Sables-d’Olonne. Dieser Ort ist bekannt für die von dort alle vier Jahre startende Einhand-Regatta Vendée Globe nonstop rund um die Welt. Wir haben es uns nicht nehmen lassen, am Vendée Globe-Steiger im Hafen anzulegen. Leider war nur ein Imoca dort, alle anderen segelten gerade von New York nach Les Sables eine Qualifikationsregatta für die Vendée. Les Sables ist mächtig stolz auf diesen Event! Überall hängen Poster, es gibt passende Merchandising Produkte und die Portraits der Sieger der ersten neun Regatten hängen prominent im Hafen. Vielleicht gewinnt Boris Hermann mit der Malizia ja die 10. Vendée-Globe? Auch unabhängig davon ist Les Sables-d’Olonne einen Besuch wert. Die Strandpromenade lädt zu einem Spaziergang ein, und in Nebenstraßen lässt sich Muschelkunst am Haus bewundern. Am 07.06. hätten wir gerne noch das olympischer Feuer bestaunt und am 10.6. die Regattaboote begrüßt, aber leider wurde die Zeit dafür zu knapp.
Das nächste Etappenziel war deshalb am 02.06. die uns schon bekannte Insel Íle d‘Yeu. Auf dem Weg nach Süden haben wir letztes Jahr hier einige Tage verbracht und auf den richtigen Wind für die Biskaya-Überquerung gewartet. Auch dieses Mal zwang uns der kräftige Nordwestwind zu einigen Tagen Aufenthalt, aber die Insel ist auch beim zweiten Mal sehr schön! Auf der Südwestseite der Insel gefiel uns der kleine Felshafen Port de la Meule sehr gut. Auch das Bier in der kleinen Brauerei Les Fous Brassant schmeckt insbesondere bei blauem Himmel und über 20 Grad Lufttemperatur sehr gut 🍺. La Citadelle oder auch Fort de Pierre Levée ist dagegen etwas „angegammelt“, bot aber nichtsdestotrotz einer Hochzeitsgesellschaft einen ansprechenden Rahmen. Auf der Íle d‘Yeu laufen, wie auch auf unseren Nordseeinseln, die Uhren entspannter und langsamer! Nur die Touristen, die Gefahr laufen, ihre Fähre zu verpassen, verfallen in Hektik 😂
Der Weg führte uns am 02.06. hoch am Wind weiter zum ebenfalls schon bekannten Quiberon. Der Kurs hätte trotz Nordostwind genau gepasst, wäre nicht ein im Bau befindlicher Windpark im Weg gewesen. Laut Seekarte wäre es erlaubt gewesen, das Baugebiet zu durchfahren. Nichtsdestotrotz haben zwei Guardships alle Schiffe abgefangen und umgeleitet, freundlich über Funk, aber trotzdem ein Umweg, den man auf einem langen Törn nicht braucht. Ein kleiner Hinweis in der Seekarte oder den Nachrichten für Seefahrer hätte geholfen, dann hätten wir direkt und ohne Umleitung anders navigiert. Zum Schluss schlief der Wind wieder ein, zwei Stunden Fahrt unter Motor und dann zum Schluss doch wieder mit passendem Wind in den Hafen.
Aufgrund des günstigen Wetters ging es direkt am nächsten Tag weiter nach Lorient. Die Etappe war aus dem letzten Jahr schon bekannt, völlig entspannt. Den Abschluss machte dann am 04.06. Loctudy. Wieder ein neuer, unbekannter Hafen, und ein idealer Ausgangspunkt für die folgenden anspruchsvollen Segeltouren! In Loctudy hatten wir endlich wieder einmal Hafenbar-Atmosphäre. Direkt an der Mündung des Hafens konnten wir in der Sonne das Anlegebier geniessen und den einlaufenden Schiffen zusehen. Otis Redding mit „Sittin’ at the dock of the Bay“ lässt wieder einmal grüßen 🥰
4 Antworten zu “Die französische Westküste: von Laredo nach Loctudy”
Hallo Peter en Elke
Af en toe missen we jullie krijgen dan geen duidelijk beeld door.
Maar we zien nu dat de afstand Noordzee niet zo groot is.
Nog even en dan ruikt het paard de stal.
Wij zijn nu op Terschelling en hebben bekenden uit Workum ontmoet ,zo leuk,Wolfgang und Ellen.
To gauw👋👋👋🥰🥰🥰Rink en Riny
Muy emotivo el relato de la salida de España y la travesía por golfo de Vizcaya ya en zona gala.
Estáis disfrutando a tope de estos coletazos de vuestro año sabático y el gran Otis (no el de los ascensores, el otro) seguirá sentado, contemplando la estela luminiscente de felicidad plena, que vais dejando por la popa, de vuestras vidas.
En pocas ocasiones una vuelta a la zona de confort de tu casa, ha sido tan divertida, creativa y sorprendente.
Felicidades por vuestra travesía, que los que amamos la mar y navegar, comprendemos en toda su extensión.
Un abrazo intenso desde Rota
Was für ein schöner Bericht!
Und wie schön, dass auch die Rückfahrt noch so unvergessliche Erlebnisse für Euch bereithält 🤩.
Kommt gut weiter und gesund zurück, Ihr werdet schon sehnsüchtig erwartet 😊.
Alles Liebe
M+E+H
Hallo ihr lieben 2,
Danke dafür, dass Ihr stets eure Eindrücke mit uns teilt! Ich kenne keinen Reiseführer, der für Segler in dieser Art berichtet.
Ihr solltet wirklich aus den letzten 2 Jahren ein Buch oder Podcast machen!!!
Es ist sooooo schön Euch zu folgen!😍