Auf nach Kiel


Abgesehen vom 24uurs-Race auf dem Ijsselmeer in 2022 und 2024 haben wir bisher mit der „neuen Windhexe“ noch keine Regatten gesegelt. Unsere Segelplanung für 2025 sah deshalb über Fronleichnam die Teilnahme am Düsseldorfer-Yachtclub-Cup (DYC-Cup) vor. Leider gab es zu wenig Anmeldungen und der Cup wurde abgesagt. Auf der Suche nach einem Plan B entschieden wir uns spontan für die gleichzeitig stattfindende Kieler Woche. Auch wenn die Vorbereitung aufwendiger und die verbleibende Zeit mit vier Wochen nur noch kurz war, war die Vorfreude groß, nach neun Jahren Abwesenheit zum vierten Mal die KiWo zu segeln.

Notwendige Voraussetzung für eine Teilnahme war natürlich die Überführung der Windhexe von Workum in NL nach Kiel Schilksee in den Olympiahafen. Mit Elke, Tina und Peter war die Überführungscrew schnell gefunden. Nur der Wetterbericht sah wie so häufig bei solchen Plänen eher durchwachsen aus. Wechselhafte und instabile Bedingungen boten kaum ein passendes Wetterfenster für die Fahrt über die Nordsee. Am Samstag 07.06. trafen wir uns deshalb zum gemeinsamen Frühstück, um die Fahrt zu planen. Und das Ergebnis war SEHR spontan. Um 11:00h hieß es sofort die Tasche packen und auf nach Workum. Das Hochwasser in Harlingen war um 19:56h noch brauchbar, so dass wir Vlieland als Absprunghafen in der Nacht zwischen zwei Wetterfronten gut erreichen konnten. Und so kam es dann auch: von Workum aus sind wir zur Schleuse in Kornwerderzand und danach weiter bis nach Harlingen gesegelt. Während südlich von uns dunkle Wolken mit viel Wind und Regen vorbeizogen, segelten wir weiter durch das Wattenmeer und erreichten kurz nach Mitternacht den Hafen von Vlieland. Trotz Pfingsten war der Hafen nicht voll, der schlechte Wetterbericht hatte wohl viele abgeschreckt! Nach einem sehr windigen und kalten Hafentag inklusive dem obligatorischen Besuch des Pfannkuchenrestaurants bot sich dann spontan ein brauchbares ca. dreißigstündiges Wetterfenster für die Weiterfahrt von Vlieland nach Cuxhafen an. Danach war wieder viel Wind angesagt. Also Ablegen in Vlieland um 22:30h zweieinhalb Stunden nach Hochwasser und dann mit dem ablaufenden Wasser aus dem Seegat hinaus auf die Nordsee. Leider war der Wind vor der Küste von Vlieland mit 18-22 Knoten deutlich stärker als erwartet und vorhergesagt und die Fahrt Wind gegen Tidenstrom wurde die ersten zwei Stunden sehr unangenehm und bot Potential für Seekrankheit. Im Seegat stand eine steile Welle und in der Dunkelheit war es nicht einfach dort zu fahren. Wir waren froh, als wir das flache Wasser endlich verlassen und Richtung Nordosten abdrehen konnten.

Im Juni sind die Tage lang und die Nächte kurz. Auch der Mond brachte etwas Licht in der Nacht. Es war schön, im Wasser wieder die fluoreszierenden Algen zu sehen, die neben und hinter dem Schiff das verwirbelte Wasser schwach erleuchteten. Und so segelten wir recht entspannt die Küstenverkehrszone vor den frisischen Inseln entlang. Am späten Pfingstsonntagnachmittag, auf Helgoland fand parallel gerade die Nordseewoche statt, schlief der Wind dann etwas ein und wir mussten den Motor zur HIlfe nehmen, um die einlaufende Tidenströmung in der Elbe nicht zu verpassen. Es war „schön“, die Tonne Elbe 1 wieder zu sehen, jaja, die Erinnerung bleibt …

Unsere Rechnung ging voll auf, mit dem letzten Rest der Strömung und dem letzten Rest des Tageslichts erreichten wir in der Nacht von Montag auf Dienstag den Yachthafen von Cuxhafen. Aber die Nachtansteuerung von Cuxhaven sind wir ja schon von früher gewohnt, sogar unter Segeln! Am nächsten Morgen wurde der Wind dann wie vorhergesagt wieder stärker, was uns einen weiteren Hafentag, diesmal mit einer leckeren Fischplatte im Piervier, bescherte. Elke und Tina mussten leider nach Hause, die freien Pfingsttage waren zu Ende. Die beiden Peter blieben, nutzten am Mittwoch um acht Uhr morgens die Tide und den nachlassenden Wind und segelten mit der Strömung die Elbe weiter hinauf nach Brunsbüttel. Dort gab es eine blitzschnelle Schleusung ohne Wartezeit (vielen Dank an das Schleusenteam!) zusammen mit dem Feuerschiff „Elbe1“. Wir konnten direkt durchstarten in den Nordostseekanal (NOK) Richtung Kiel. Wenn man zum ersten Mal durch den NOK fährt, ist es zusammen mit den großen Frachtern sehr spannend und aufregend. Ich bin den Kanal schon so oft gefahren, da ist es eher Routine. Interessant war, dass es nun ein Geschwindigkeitslimit von 6,5 Knoten gibt, d.h. man wird nicht mehr von den „Großen“ überholt. Und im östlichen Teil des Kanals haben die Baumassnahmen zur Verbreiterung des Kanal große Fortschritte gemacht.

In Kiel Holtenau mussten wir wieder nicht lange auf die Schleuse warten. Der Schleusenwärter bot uns über Funk sogar eine „Erlebnisschleusung“ in der großen Schleuse zusammen mit weiteren Seglern und einem großen Frachter. Humor hat er ja 😀. Nach der Schleuse war leider nicht genug Wind zum Segeln, so dass wir die verbleibenden Meilen unter Motor gefahren sind. Zum dritten Mal in Folge erreichten wir wieder erst im Dunkeln den Hafen, hier den Olympiahafen von Schilksee. Die Kieler Woche kann kommen! Dazu natürlich das wunderbare Spagetti-Eis in der Eisdiele im Olympiazentrum.

ReiseDatum vonDatum bisStreckesm
107.06.25Workum – Vlieland31,7
208.06.2509.06.25Vlieland – Cuxhaven150,3
311.06.25Cuxhaven – Kiel Schilksee74,3
Summe sm256,3


2 Antworten zu “Auf nach Kiel”

  1. Hallo Ihr Lieben, das ist ein wirklich sehr schön geschriebener und wunderbarer Reisebericht, der es aber segeltechnisch durchaus in sich hat. Aber die Portion Spaghettieis heilt alle Wunden! Ich wünsche Euch alles Gute für die Regatten!!! 🍀🍀🍀
    Herzliche Grüße
    Michael

  2. Wie schön, Ihr seid wieder unterwegs!!! Ganz viel Spaß und nur den besten Wind wünsche ich Euch!
    Liebe Grüße
    Elke 🙋🏼‍♀️

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